PAPST FRANZISKUS
GENERALAUDIENZ
Petersplatz
Mittwoch, 22. November 2023
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Katechese. Die Leidenschaft für die Evangelisierung: Der apostolische Eifer des Gläubigen. 27. Die Verkündigung ist für alle
Liebe Brüder und Schwestern!
Nachdem wir das letzte Mal gesehen haben, dass die christliche Verkündigung Freude ist, verweilen wir heute bei einem zweiten Aspekt: Sie gilt allen, die christliche Verkündigung ist Freude für alle. Wenn wir wirklich Jesus, dem Herrn, begegnen, dann durchdringt das Staunen über diese Begegnung unser Leben und soll über uns selbst hinaus den Menschen gebracht werden. Das ist sein Wunsch, dass sein Evangelium für alle ist. Denn darin liegt eine »humanisierende Kraft«, eine Erfüllung des Lebens, die für jeden Mann und jede Frau bestimmt ist, denn für alle ist Christus geboren, gestorben, auferstanden. Für alle: niemand ausgeschlossen.
In Evangelii gaudium ist zu lesen: »Alle haben das Recht, das Evangelium zu empfangen. Die Christen haben die Pflicht, es ausnahmslos allen zu verkünden, nicht wie jemand, der eine neue Verpflichtung auferlegt, sondern wie jemand, der eine Freude teilt, einen schönen Horizont aufzeigt, ein erstrebenswertes Festmahl anbietet. Die Kirche wächst nicht durch Proselytismus, sondern ›durch Anziehung‹« (Nr. 14).
Brüder, Schwestern, fühlen wir uns im Dienst der universalen Bestimmung des Evangeliums, es ist für alle; und unterscheiden wir uns durch die Fähigkeit, aus uns selbst herauszukommen – eine Verkündigung muss, um wahre Verkündigung zu sein, aus dem eigenen Egoismus herauskommen – und auch die Fähigkeit zu haben, jede Grenze zu überwinden. Christen versammeln sich eher auf dem Kirchplatz als in der Sakristei, und gehen »auf die Straßen und Gassen der Stadt hinaus« (Lk 14,21). Sie müssen offen und expansiv sein, die Christen müssen »extrovertiert« sein, und dieser Charakter kommt von Jesus, der aus seiner Gegenwart in der Welt einen beständigen Weg gemacht hat, der darauf abzielt, alle zu erreichen, indem er aus bestimmten Begegnungen sogar gelernt hat. In diesem Sinne berichtet das Evangelium von der überraschenden Begegnung Jesu mit einer fremden Frau, einer Kanaanäerin, die ihn bittet, ihre kranke Tochter zu heilen (vgl. Mt 15.21-28). Jesus lehnt es ab, indem er sagt, er sei nur »zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt«, und es sei »nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den kleinen Hunden vorzuwerfen« (V. 24.26). Die Frau antwortet jedoch, mit der für die einfachen Menschen typischen Beharrlichkeit: »Selbst die kleinen Hunde essen von den Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.« Jesus ist beeindruckt und sagt zu ihr: »Frau, dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst« (V. 28). Die Begegnung mit dieser Frau hat etwas Einzigartiges. Nicht nur, dass jemand Jesus zum Umdenken bringt, und zwar eine Frau, eine fremde und heidnische Frau; sondern der Herr selbst findet die Tatsache bestätigt, dass seine Verkündigung sich nicht auf das Volk, dem er angehört, beschränken darf, sondern sich allen öffnen muss.
Die Bibel zeigt uns, dass das Kriterium, wenn Gott einen Menschen beruft und mit einigen einen Pakt schließt, immer dies ist: Er erwählt jemanden, um andere zu erreichen, das ist das Kriterium Gottes, der Berufung Gottes. Alle Freunde des Herrn haben die Schönheit, aber auch die Verantwortung und die Bürde erfahren, von ihm »erwählt« zu sein. Und alle haben die Entmutigung angesichts der eigenen Schwächen oder des Verlustes ihrer Sicherheiten verspürt. Aber die vielleicht größte Versuchung ist es, die empfangene Berufung als ein Privileg zu betrachten, bitte nicht, die Berufung ist kein Privileg, nie. Wir können nicht sagen, dass wir gegenüber den anderen privilegiert sind, nein. Die Berufung ist für einen Dienst. Und Gott erwählt einen, um alle zu lieben, um zu allen zu gelangen.
Auch um der Versuchung vorzubeugen, das Christentum mit einer Kultur, mit einer Ethnie, mit einem System zu identifizieren. Denn dann verliert es sein wahrhaft katholisches Wesen, das heißt für alle, universal: Es ist kein Grüppchen von Auserwählten erster Klasse. Vergessen wir das nicht: Gott erwählt jemanden, um alle zu lieben. Dieser Horizont der Universalität. Das Evangelium ist nicht nur für mich, es ist für alle, vergessen wir das nicht. Danke.
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Herzlich grüße ich die Gläubigen deutscher Sprache. Am Ende des Kirchenjahres richten wir unseren Blick auf Christus, den König des Universums und Fürst des Friedens. Geben wir seinem Reich Raum in unseren Herzen, in unserer Gesellschaft und in der ganzen Welt. Beten wir um die Gabe seines Friedens!
Vergessen wir nicht, beharrlich zu sein im Gebet für alle, die aufgrund der Kriege in vielen Teilen der Welt leiden, besonders für die geliebten Völker der Ukraine, der gequälten Ukraine, und Israels und Palästinas. Heute morgen habe ich zwei Delegationen empfangen, eine von Israelis, die Verwandte als Geisel in Gaza haben, und eine weitere von Palästinensern, die Verwandte haben, die in Gaza leiden. Sie leiden sehr, und ich habe gehört, wie beide leiden: Das machen die Kriege, aber hier sind wir über die Kriege hinausgegangen, das ist keine Kriegführung, das ist Terrorismus. Bitte, gehen wir voran für den Frieden, betet für den Frieden, betet sehr für den Frieden. Auf dass der Herr dort eingreifen möge, dass der Herr uns helfen möge, die Probleme zu lösen und nicht mit Leidenschaften voranzugehen, die am Ende alle töten. Beten wir für das palästinensische Volk, beten wir für das israelische Volk, auf dass der Friede kommen möge. Allen meinen Segen!
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