VIDEOBOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE BISCHÖFE UND DEN DIÖZESAN- UND ORDENSKLERUS
VON VENEZUELA
Liebe Brüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst!
Ich danke dem Herrn für die Gelegenheit, an diesem Tag, an dem ihr eine virtuelle Tagung beginnt, zu euch sprechen zu können, in Anbetracht der Schwierigkeiten, die auch so viele unserer Brüder und Schwestern in Venezuela und in der ganzen Welt belasten. Dies ist eine Gelegenheit, als geweihte Amtsträger im Geist der Brüderlichkeit eure priesterlichen Erfahrungen, eure Mühen, eure Unsicherheiten, aber auch eure Wünsche sowie eure Überzeugungen miteinander zu teilen, das Werk der Kirche, das heißt das Werk des Herrn weiterzuführen.
In diesen schwierigen Momenten denke ich an die Stelle im Markusevangelium (vgl. 6,30-31), die erzählt, wie sich die Apostel bei ihrer Rückkehr von der Mission, zu der Jesus sie ausgesandt hatte, um ihn versammelten. Sie erzählten ihm alles, was sie getan hatten, alles, was sie gelehrt hatten. Dann lud Jesus sie ein, allein mit ihm an einen einsamen Ort zu gehen, um dort eine Weile auszuruhen.
Die Tatsache, dass wir Hirten der Kirche sind, verlangt von uns auch im gegenwärtigen Kontext, dass wir genauso handeln. Wir dürfen nicht allein, isoliert, autark und mit geheimen Plänen vorgehen. Es ist unabdingbar, dass wir immer wieder zu Jesus zurückkehren, dass wir uns in sakramentaler Brüderlichkeit versammeln, um ihm und einander »all das zu sagen, was wir getan und gelehrt haben«, in der Überzeugung, dass es nicht unser Werk ist, sondern das Werk Gottes. Er ist es, der uns rettet; wir sind es, die gerettet werden. Er ist es, der uns rettet; wir sind nur Werkzeuge in seinen Händen.
Diese Begegnung, die wegen der Covid-19-Pandemie virtuell abgehalten wird, hat das Ziel, das Treffen derer zu ermöglichen, die den Auftrag erhalten haben, die Väterlichkeit des Herrn unter dem heiligen, gläubigen Volk Gottes zu bezeugen und zu verbreiten. In diesem Zusammenhang möchte ich euch auf zwei Prinzipien hinweisen, die nie aus den Augen verloren werden dürfen und die das Wachstum der Kirche sicherstellen, wenn wir treu sind: die Nächstenliebe und der gegenseitige Dienst. Diese beiden Prinzipien sind in zwei Einsetzungsakten verankert, die Jesus beim Letzten Abendmahl vollzieht und die sozusagen das Fundament seiner Botschaft sind: die Eucharistie, um die Liebe zu lehren, und die Fußwaschung, um das Dienen zu lehren. Liebe und Dienen zusammen, sonst geht es nicht.
So will der Herr uns: Experten, in der Aufgabe, andere zu lieben, und fähig, ihnen in der Einfachheit kleiner alltäglicher Gesten der Zuneigung und Aufmerksamkeit die Liebkosung der göttlichen Zärtlichkeit zu zeigen Er möchte auch, dass wir Diener unserer Brüder sind, aber demütige Diener, denn es ist Jesus, der uns sendet und uns daran erinnert, dass der Diener nicht größer ist als sein Herr und auch der Bote nicht größer ist als der, der ihn gesandt hat. Es ist notwendig, im Leben den Wunsch wiederzubeleben, den Guten Hirten nachzuahmen, und zu lernen »Diener« aller zu sein, besonders unserer weniger glücklichen und oft ausgegrenzten Brüder und Schwestern, und dafür zu sorgen, dass sie sich in dieser Zeit der Krise begleitet, unterstützt und geliebt fühlen.
Liebe Brüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst, ich lade euch ein, mit Freude und Entschlossenheit in eurer pastoralen Arbeit voranzugehen und euch selbst dem Herrn und seinem heiligen Volk neu zu schenken. Ich danke euch für eurer Zeugnis der Liebe und des Dienstes an unseren venezolanischen Brüdern und Schwestern, das in eurer Aufmerksamkeit für die Kranken zutage tritt, denen ihr die Kraft des Wortes Gottes und der Eucharistie gebracht habt; das sich in eurer Begleitung des medizinischen und paramedizinischen Personals und der Freiwilligen zeigt, die den Patienten in dieser Pandemie beistehen; das in eurem Eifer zum Ausdruck kommt, den Armen und Ausgeschlossenen zu helfen sowie denjenigen, denen das Lebensnotwendige fehlt, um in Würde voranzugehen. Danke, danke für all das!
Mit Dankbarkeit versichere ich euch alle, die ihr die Sendung der Kirche in Venezuela tragt, meiner Nähe und meines Gebets im Hinblick auf die Verkündigung des Evangeliums und die zahlreichen Initiativen der Nächstenliebe gegenüber unseren Brüdern und Schwestern, die aufgrund der Armut und der Gesundheitskrise keine Kraft mehr haben. Ich vertraue euch alle der Fürsprache der Muttergottes von Coromoto und der des heiligen Josef an.
Und möge der Herr euch segnen und begleiten. Möge er eure Arbeit, eure Herzen, eure Hände und – wenn ihr betet – eure Knie segnen und stützen. Möge er eure Hoffnungen, eure guten Vorsätze und vor allem eure Einheit segnen und begleiten. Lasst euch nicht spalten, Brüder! Es soll keine Spaltung geben. Es gibt immer die Möglichkeit der Einheit. So wie es immer die Möglichkeit gibt, sich zu isolieren und die Haltung eines sektiererischen Herzens außerhalb der Einheit der Kirche anzunehmen.
Möge der Herr euch segnen und begleiten! Und ich bitte euch, für mich zu beten. Danke!
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