ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE TEILNEHMER UND ORGANISATOREN DES "INTERRELIGIÖSEN
FUSSBALLSPIELS FÜR DEN FRIEDEN"
Aula Paolo VI
Montag, 1. September 2014
Liebe Freunde, guten Abend!
Ich freue mich über diese Begegnung mit euch aus Anlass des »Interreligiösen Fußballspiels für den Frieden«, das ihr heute Abend im römischen Olympiastadion austragen werdet. Ich danke euch, dass ihr meinen Wunsch bereitwillig angenommen hat, Spitzensportler und Trainer verschiedener Länder und unterschiedlicher Religionen in einem sportlichen Wettkampf vereint zu sehen, um Brüderlichkeit und Freundschaft zum Ausdruck zu bringen. Mein Dank gilt vor allem den Menschen und Institutionen, die zur Verwirklichung dieser Veranstaltung beigetragen haben. Ich denke vor allem an die »Scholas occurrentes«, die an die päpstliche Akademie der Wissenschaften angeschlossen ist, und an die »Stiftung PUPI Onlus«.
Das Spiel heute Abend wird sicherlich eine Gelegenheit sein, um Spenden zur Unterstützung der Solidaritätsprojekte zu sammeln, aber vor allem gibt es Anlass, um über die universalen Werte nachzudenken, die der Fußball und der Sport allgemein fördern können: Loyalität, Teilen, Annahme, Dialog, Vertrauen in den anderen. Es handelt sich um Werte, die allen Menschen gemeinsam sind, unabhängig von ethnischer Herkunft, Kultur und religiöser Überzeugung. Mehr noch, das Sportereignis des heutigen Abends ist eine tief symbolische Geste, um verständlich zu machen, dass es möglich ist, die Kultur der Begegnung und eine Welt des Friedens aufzubauen, in der die Gläubigen verschiedener Religionen unter Wahrung ihrer Identität – denn wenn ich sage »unabhängig von«, dann heißt das nicht »absehen von«, nein, Gläubige verschiedener Religionen unter Wahrung ihrer Identität – in Harmonie und gegenseitigem Respekt zusammenleben können.
Wir alle wissen, dass der Sport und insbesondere der Fußball ein menschliches und gesellschaftliches Phänomen ist, das große Bedeutung für die Sitten und die zeitgenössische Mentalität hat und diese stark beeinflusst. Die Menschen, vor allem die Jugendlichen, blicken mit Bewunderung auf eure sportlichen Fähigkeiten: Es ist wichtig, ein gutes Beispiel zu geben sowohl auf dem Spielfeld als auch außerhalb. In den Sportwettkämpfen seid ihr aufgerufen zu zeigen, dass der Sport Lebensfreude, Spiel und Fest ist, und als solcher muss er gefördert werden durch die Wiedergewinnung des Prinzips der Unentgeltlichkeit, durch seine Eignung, Bande der Freundschaft zu knüpfen, und durch die Offenheit füreinander. Auch mit euren alltäglichen, von Glauben und Spiritualität, von Menschlichkeit und Altruismus geprägten Haltungen könnt ihr Zeugnis geben für die Ideale eines friedlichen zivilen und sozialen Zusammenlebens, für den Aufbau einer auf Liebe, Solidarität und Frieden gegründeten Gesellschaft. Und das ist die Kultur der Begegnung: auf diese Weise arbeiten.
Möge die Begegnung des Fußballspiels am heutigen Abend allen Teilnehmern neu zu Bewusstsein bringen, dass es notwendig ist, sich dafür einzusetzen, dass der Sport einen wertvollen und fruchtbaren Beitrag zur friedlichen Koexistenz aller Völker leisten kann, da er jede Art von Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Sprache oder Religion ausschließt. Ihr wisst, dass Diskriminierung ein Synonym für Verachtung sein kann. Diskriminierung ist Verachtung, und ihr sagt heute mit diesem Fußballspiel »Nein« zu jeder Art von Diskriminierung. Insbesondere die Religionen sind aufgerufen, Mittler des Friedens und niemals des Hasses zu sein, weil man im Namen Gottes immer und nur die Liebe bringen kann. Religion und Sport, in dieser rechten Weise verstanden, können zusammenarbeiten und der ganzen Gesellschaft beredsame Zeichen jener neuen Zeit schenken, in der die Völker »nicht mehr das Schwert ziehen werden, Volk gegen Volk« (vgl. Jes 2,4).
Aus dem so bedeutsamen und einzigartigen Anlass des heutigen Fußballspiels möchte ich euch allen folgende Botschaft mit auf den Weg geben: Macht eure Herzen weit, von Brüdern zu Brüdern! Das ist eines der Geheimnisse des Lebens: das Herz von Brüdern zu Brüdern weit machen, und das ist auch die tiefstes und wahrste Dimension des Sports. Danke.
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