ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN EINE GRUPPE THEATERKÜNSTLER
DER SALZBURGER FESTSPIELE
Samstag, 3. September 1983
Hochwürdigster Herr Erzbischof!
Seht geehrter Herr Landeshauptmann!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Mit herzlicher Freude begrüße ich Sie alle, die an den, Aufführungen des berühmten Salzburger Mysterienspiels ”Jedermann“ in der Bischofsstadt des heiligen Petrus beteiligt sind - sei es auf der Bühne, sei es in den vielfältigen Diensten der Vorbereitung und der Durchführung. Ich danke Ihnen, daß sie es möglich gemacht haben, das große Salzburger Welttheater auch in den Mauern Roms zu erleben, und daß Sie nun dem Bischof von Rom auf seinem Sommersitz einen Besuch abstatten.
Es war eine glückliche Idee, in diesem Heiligen Jahr von der Stadt des heiligen Rupert eine Brücke nach Rom zu schlagen, und zwar gerade mit einer Darbietung, die mit dem Namen Salzburg wie mit dem Thema des Heiligen Jahres in gleicher Weise verbunden ist. Wenn uns das Jubiläumsjahr des Todes Jesu Christi verstärkt daran erinnern möchte, wie sehr wir der Erlösung bedürfen und wie herrlich sie uns angeboten ist, dann ist Hugo von Hofmannsthals ”Jedermann“ wie eine Predigt zum Jahr der Erlösung.
Wie fern ist der Gedanke an Erlösung dem reichen Mann inmitten seiner Schätz und Geschäfte, inmitten seiner Freunde und Feiern! Obwohl er sich gerade da in Gedankenlosigkeit und Härte von Tag zu Tag mehr in seinem Menschsein entstellt. Und wenn er dann in der Schule des Sterbens seine ganze Erlösungsbedürftigkeit durchkostet hat, fällt, es ihm schwer, daran zu glauben, daß Erlösung möglich ist. Es ist ein Verdienst von Hofmannsthals, uns nicht nur das Versagen allen irdischen Halts und das Sichversagen aller Freunde beeindruckend vor Augen zu stellen; er meistert auch die viel schwierigere Aufgabe, vom unermüdlichen Erbarmen Gottes glaubhaft Zeugnis zu geben, das den sich verloren glaubenden Sohn behutsam aus seiner Verzweiflung abholt und Stufe für Stufe in jenes Licht führt, das ihm seit Ewigkeit bereitet ist.
Nach dem Bekenntnis Beethovens ist Kunst ein priesterlicher Dienst. Ich beglückwünsche die ”Salzburger Festspiele“, daß sie sich diesem Dienst verpflichtet wissen. Die alljährlichen Aufführungen des ”Jedermann“ vor der Domfassade machen dies besonders deutlich. Ich beglückwünsche Sie, meine Damen und Herren, daß Sie Ihr Leben in diesen Dienst gestellt haben. Möge er Segen stiften und Ihnen selber immer zum Segen sein!
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