ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN EINE GRUPPE JOURNALISTEN
DEUTSCHER RADIOSTATIONEN
Montag, 29. September 1986
Sehr geehrte Damen und Herren!
Mit besonderer Freude und Genugtuung erfüllt es mich, daß Ihr Informationsbesuch als Delegation des Südwestfunks bei verschiedenen Rundfunkanstalten in Rom und im Vatikan auch zu dieser heutigen Begegnung geführt hat.
Ihre Bitte, bei dieser Gelegenheit auch mit dem Papst zusammenzutreffen, bringt zum Ausdruck, daß Ihnen Ihre Arbeit im Medienbereich mehr bedeutet als bloße Beschäftigung, als Möglichkeit zu Verdienst und Profilierung oder als rein persönliche Einflußnahme auf Menschen und Gesellschaft. Sie sind sich vielmehr dessen bewußt, daß Ihr Wirken von tiefem sittlichen Verantwortungsbewußtsein getragen sein muß. Die Art und Weise, wie Sie über Ereignisse berichten und sie kommentieren, kann für die Allgemeinheit von großem Nutzen, aber auch von großem Schaden sein. Sie können die Wahrheit, Frieden und Gerechtigkeit unter den Menschen entweder stärken und fördern oder sie aber negativ beeinflussen und sogar zerstören. Nur ein den sittlichen Werten verpflichteter Umgang mit Mikrophon, Magnetband und Bildschirm gewährleistet der Öffentlichkeit jene Information und jene Unterhaltung, die den berechtigten Ansprüchen der Menschen, ihrer Würde und ihren Grundrechten sowie dem Gemeinwohl insgesamt entsprechen. Mögen Sie sich durch die heutige Begegnung an diesem besonderen kulturellen und religiösen Ort Ihrer sittlichen Verantwortung bei Ihrer so einflußreichen Arbeit in der Gesellschaft wieder neu bewußt werden und sich ermutigt fühlen, ihr auch im konkreten Alltag konsequent zu entsprechen.
Gelegentlich handeln Medienvertreter, als seien sie das ”Gewissen der Nation“, dessen Kontrolle nicht nur der einzelne Bürger bis in seinen Privatbereich hinein, sondern auch die Parlamente und Behörden, ja sogar die Justiz unterworfen seien. Dies ist gewiß ein zu hoher, anmaßender Anspruch. Entscheidend ist, daß die Medien selber und ihre Mitwirkenden auf den verschiedenen Entscheidungsebenen ihre jeweils eigene Verantwortung wahrnehmen und in ihrem Bereich selbst gewissenhaft handeln. Nur so führt die notwendige Freiheit der Information und die berechtigte Unabhängigkeit der Medien von Politik und Interessengruppen nicht zu einer selbstgerechten Isolierung der Medienarbeit, sondern zu einer wirklichen Verankerung in den Werten der Wahrheit und Gerechtigkeit, die den einzelnen Menschen und die jeweiligen Zeitumstände weit übersteigen. Als Christen sind wir der Überzeugung, daß diese Werte letztlich in Gott selber ihren Ursprung und Garanten haben.
Ihren verschiedenen Berufen und Aufgaben im Dienst der sozialen Kommunikation bekunde ich meine hohe Wertschätzung. Zugleich möchte ich Ihnen in einer besonderen Weise für jene Arbeit danken, durch die Sie sich um eine gerechte und einfühlsam Darstellung des kirchlichen und religiösen Lebens und um eine angemessene Vermittlung der christlichen Botschaft und Werte an die Menschen bemühen. Mein Gebet und Segen begleiten Sie und alle Ihre Mitarbeiter im Südwestfunk für Ihr weiteres Wirken.
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