ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN EINIGE DEUTSCHE EINRICHTUNGEN KIRCHLICHEN WOHNUNGS- UND SIEDLUNGSUNTERNEHMENS
Samstag, 19. Mai 1990
Meine Herren Prälaten,
liebe Schwestern und Brüder aus Bamberg, Berlin und Regensburg!
Das vierzig -beziehungsweise dreißigjährige Jubiläum Eurer kirchlichen Wohnungs -und Siedlungsunternehmen habt Ihr mit einer Pilgerreise nach Rom verbunden; ich heiße Euch in der Ewigen Stadt sehr herzlich willkommen.
Eure Einrichtungen, die St. Josef-Stiftung Bamberg, das Petrus-Werk Berlin und das Katholische Wohnungsbau -und Siedlungswerk der Diözese Regensburg wurden in einer Zeit großer Not mit dem Auftrag gegründet, durch Wohnungs- und Städtebau Dienst an bedürftigen Menschen zu leisten. Es ging in den Anfangsjahren vor allem darum, nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs den Vertriebenen und Flüchtlingen aus den Ostgebieten wieder eine Heimat zu geben.
Diese Initiative hat in dem genannten Zeitraum reiche Frucht getragen. Es konnten bisher zahlreiche Sozialwohnungen, Eigentumswohnungen und Familienheime gebaut sowie Wohnheimplätze für Studenten. Schwestern und ältere Menschen und eine Vielzahl an Kindertagesstätten, Kindergärten und sonstigen Sozialeinrichtungen geschaffen werden.
Zum Selbstverständnis kirchlich-sozialer Wohnungsbauarbeit gehört es, daß sie zugleich der Familien- und Sozialpolitik dient. Mit der Errichtung von Wohnungen und Wohnheimplätzen habt Ihr nicht nur einen Beitrag geleistet, mit dem Ihr die zweite Rangstelle innerhalb der Diözesan-Siedlungswerke in der Bundesrepublik einnehmt, sondern in Umfang, Vielfalt und Zweckbestimmung auch beispielgebend im Dienst am Mitmenschen gewirkt. Euch allen - insbesondere aber den Vorständen der einzelnen Einrichtungen - danke ich auch im Namen all jener, die Nutznießer Eurer Einrichtungen und Eurer Fürsorge waren und sind, aufrichtig und herzlich. Alle diese Unternehmungen waren zu ihrer Zeit Pionierleistungen, die Mut und Einsatz erforderten und zunächst auch mit Unsicherheiten verbunden waren.
Ein solches Jubiläum rückt aber zugleich auch zukünftige Aufgaben in den Blick. Als Antwort auf Probleme der Randgruppen in Eurem Lande und um beim Aufbau auf dem Gebiet der heutigen DDR dahingehend mitzuwirken, daß die Familien wieder zusammen und in menschenwürdigen Wohnungen leben können, ist die weitere kirchlich-soziale Wohnungsbauarbeit Aufgabe der Zukunft. Heute ist ein vielfach begründeter Wohnungsmangel festzustellen. Familien brauchen auch in unserer Zeit ein Heim, das bezahlbar ist, wenn möglich als Eigentum. Junge brauchen ältere Menschen, um gegenseitig zu lernen, Nächstenliebe im Mit- und Füreinander zu praktizieren. Im Umgang zwischen Gesunden und Behinderten lernen alle, Lebensfreude zu empfinden und Dankbarkeit zu bekunden. Bei jedweder Aufgabenstellung aber geht es immer darum: menschlich zu bauen, damit aus der Wohnung ein Zuhause wird und aus dem Wohnort Heimat.
Möge Euch die Feier Eures Jubiläums und das gemeinsame Bedenken der Wurzeln unseres Glaubens hier in Rom jene Kraft schenken, diese Aufgaben zu sehen und ebenso mutig anzugehen, wie dies vor vierzig Jahren der Fall war - zum Segen für die Familien, Kinder, für die Studierenden und vor allem auch für die älteren Menschen in Eurer Gesellschaft. Dazu erteile ich Euch von Herzen meinen Apostolischen Segen.
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