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JUBILÄUMSPILGERREISE
VON PAPST JOHANNES PAUL II.
 INS HEILIGE LAND (20.-26. MÄRZ 2000)

BEGRÜSSUNGSZEREMONIE BEI DER ANKUNFT AUF DEM HELIPORT
VON BETLEHEM IN DEN PALÄSTINENSISCHEN AUTONOMIEGEBIETEN

ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.

Mittwoch, 22. März 2000

 

Lieber Herr Arafat,
Exzellenzen,
liebe palästinensische Freunde!

1. »Hier wurde Christus von der Jungfrau Maria geboren«: Diese Worte, die über der Stelle geschrieben stehen, wo der Überlieferung nach Jesus geboren wurde, sind der Grund für das Große Jubiläum des Jahres 2000. Sie sind der Grund dafür, daß ich heute nach Betlehem komme. Sie sind die Quelle der Freude, der Hoffnung, des guten Willens, die seit zwei Jahrtausenden unzählige Menschenherzen schon beim Klang des Namens »Betlehem« erfüllen.

Überall wenden die Menschen sich diesem einzigartigen Flecken der Erde mit einer Hoffnung zu, die alle Konflikte und Schwierigkeiten übersteigt. Betlehem – wo der Chor der Engel sang: »Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen« (Lk 2,14) – ragt an jedem Ort und zu jeder Zeit als die Verheißung von Gottes Geschenk des Friedens hervor. Die Botschaft von Betlehem ist die Gute Nachricht von der Versöhnung unter den Menschen, vom Frieden auf jeder Ebene der Beziehungen unter Individuen und Nationen. Betlehem ist eine Welt-Wegkreuzung, wo alle Völker einander begegnen können, um miteinander eine unserer Menschenwürde und unserer Bestimmung würdige Welt aufzubauen. Das kürzlich eröffnete Geburts-Museum zeigt, wie die Feier der Geburt Christi zu einem Bestandteil der Kultur und Kunst der Völker in allen Teilen der Welt geworden ist.

2. Herr Arafat, mit dem Dank an Sie für den herzlichen Empfang, den Sie mir im Namen der Behörden und des Volkes von Palästina bereitet haben, bringe ich meine ganze Freude, heute hier zu sein, zum Ausdruck. Wie könnte ich es unterlassen, dafür zu beten, daß das göttliche Geschenk des Friedens immer mehr Wirklichkeit werde für alle, die in diesem Land leben, das in einzigartiger Weise durch Gottes Eingreifen gekennzeichnet ist? Friede für das palästinensische Volk! Friede für alle Völker der Region! Niemand kann unbeachtet lassen, wie sehr das palästinensische Volk in den letzten Jahrzehnten zu leiden hatte. Euer Leiden steht vor den Augen der Welt. Und es hat allzu lange angedauert.

Der Hl. Stuhl hat immer anerkannt, daß das palästinensische Volk ein natürliches Recht auf ein Heimatland besitzt und das Recht, in Frieden und Ruhe mit den anderen Völkern dieses Gebiets leben zu können (vgl. Apostolisches Schreiben Redemptoris anno, 20. April 1984). Vor dem internationalen Forum haben meine Vorgänger und ich wiederholt ausgesprochen, daß es kein Ende für den traurigen Konflikt im Heiligen Land geben könne ohne sichere Garantien für die Rechte aller betroffenen Völker auf der Grundlage des internationalen Rechts und der maßgeblichen Resolutionen und Erklärungen der Vereinten Nationen.

Wir müssen alle fortfahren, zu arbeiten und zu beten für den Erfolg jedes aufrichtigen Bemühens, diesem Land den Frieden zu bringen. Nur mit einem gerechten und dauerhaften Frieden – nicht aufgedrängt, sondern durch Verhandlungen abgesichert – werden die berechtigten Wünsche der Palästinenser in Erfüllung gehen können. Nur dann wird das Heilige Land die Möglichkeit einer hellen, neuen Zukunft sehen, nicht länger von Rivalität und Konflikten zerrissen, sondern fest auf dem Einvernehmen und der Zusammenarbeit für das Wohl von allen gegründet. Der Ausgang hängt weitgehend von der mutigen Bereitschaft der für das Geschick dieses Teils der Welt Verantwortlichen ab, neue Haltungen des Kompromisses und der Erfüllung der Forderungen der Gerechtigkeit einzunehmen.

3. Liebe Freunde, ich bin mir vollends der großen Herausforderungen bewußt, welche die Behörden und das Volk Palästinas in jedem Bereich der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung auf sich nehmen. In besonderer Weise gelten meine Gebete jenen Palästinensern – Muslime und Christen –, die noch ohne ein eigenes Heim, ohne ihren eigenen Platz in der Gesellschaft und ohne ein normales Arbeitsleben sind. Ich hoffe, daß mein heutiger Besuch im Dheisheh-Flüchtlingslager dazu dient, die internationale Gemeinschaft daran zu erinnern, daß entschlossenes Handeln nötig ist, um die Lage des palästinensischen Volkes zu verbessern. Besonders erfreut war ich über die einstimmige Annahme der »Resolution Betlehem 2000« durch die Vereinten Nationen. Sie verpflichtet die internationale Gemeinschaft zur Hilfe bei der Entwicklung dieses Gebiets und der Verbesserung der Bedingungen für Frieden und Versöhnung an einem der beliebtesten und bedeutsamsten Orte der Erde.

Die in Betlehem gegebene Verheißung des Friedens wird nur dann Wirklichkeit für die Welt werden, wenn die Würde und die Rechte aller Menschen, geschaffen nach dem Bild Gottes (vgl. Gen 1,26), Anerkennung und Beachtung finden.

Heute und immer ist das palästinensische Volk in meinen Gebeten zu dem Einen, der das Geschick der Welt in seinen Händen hält. Möge der allerhöchste Gott das ganze palästinensische Volk erleuchten, unterstützen und auf dem Weg des Friedens führen!

 

 

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